Hier möchte ich ein bisschen über den Tierschutz-Alltag berichten, unsere Arbeit in Spanien vor Ort, in Deutschland und "on tour" bei den Transporten. Ich hoffe ich finde öfters mal Zeit für ein Update und würde mich über Feedback freuen! Inspiriert hat mich der Blog von Antje Perlwitz, einer Tierschutzkollegin aus Barcelona, ihren Blog findet ihr hier: http://tiere-in-spanien.blogspot.com. Unsere Tiere und Infos über den Verein findet ihr auf http://www.tierheim-spanien.de. Viel Spaß!!!

Dienstag, Februar 20, 2007

Die (fast) unendliche Geschichte der Mama mit den 11 Welpen

Es war einmal... Ein Stausee, da lebte ruhig aber nicht wirklich zufrieden eine junge Hundemama mit ihren 11 Hundekindern. Viel zu essen gab es dort nicht, und da sie bettelarm waren und kein Auto hatten, musste die Mama immer ganz weit laufen, um Futter für ihre Babys zu besorgen. Und das war sehr gefährlich, denn sie musste immer an der Strasse entlanglaufen, wo ganz viele Autos ganz schnell fuhren und sie wegen der vielen Kurven immer ganz schlecht sahen.

Eines Tages kam ein junger Mann daher, der sie entdeckte und beschloss, da muss man was tun. Zuerst einmal brachte er der jungen Familie einen Sack voller leckerem Trockenfutter, und da waren sie schon mal ganz froh, denn noch nie hatten sie so viel Futter auf einem Haufen gesehen! Und weil sie sich so freuten, brachte der junge Mann ihnen jetzt immer das Essen, wenn er Zeit hatte. Aber er machte noch eine andere Sache, und zwar rief er im Tierheim an, denn dort wird jungen Hundemamas mit vielen Babys gerne geholfen. Die vom Tierheim fuhren sofort los, um die Mama und die Babys abzuholen, aber das war gar nicht so einfach! Denn die Hundemama hatte bisher fast nur böse Menschen kennen gelernt und wollte gar nicht eingefangen werden, und die kleinen Babys hatten noch nie so viele Menschen gesehen und versteckten sich in einem Erdloch, in dem sie auch nachts immer schliefen, und das so versteckt und eng war, dass noch nicht einmal die Hundemama dort hineinpasste. Aber drei Hundekinder, das waren der Eric, die Lory und der Jimmy, hatten sich woanders versteckt, wo die vom Tierheim mit ihren grossen Händen hinkamen, und so konnten sie diese drei Babys schon mitnehmen. Die Hundemama war ganz verzweifelt, wollte aber immer noch nicht mitkommen, und so musste sie schweren Herzens mit ansehen, wie drei ihrer Kinder einfach entführt wurden... Das war am Freitag.

Am Samstag morgen um 9 Uhr fuhrem im strömenden Regen zwei nette Menschen, die immer im Tierheim helfen und Isa und Pedro heissen, zu dem See und weil gerade die Hundemama mit ihren Babys unterwegs war, konnten sie dieses Mal sogar 6 Hundekinder mitnehmen. Das waren der Greg, der Roberto, die Lisa, die Alison, die Suky und die Lane. Pitschenass kamen Isa und Pedro mit den sechsen im Tierheim an, und setzten sie sofort zu den drei anderen, die sich ganz doll freuten, ihre Geschwister wiederzusehen und sich sofort ganz eng alle zusammen kuschelten.

Am Sonntagmorgen hatte niemand Zeit, um zum See zu fahren, aber nachmittags kamen zwei andere Freiwillige, das waren der Jordi und die Melina (das bin ich), nachmittags mit dem Auto und einer Dose Hundefutter, und schon auf dem Weg begegneten sie der Hundemama, die an der Strasse entlanglief und auf dem Rückweg zu ihren Kindern war. Als sie sie an der Strasse nicht einfangen konnten, und auch nicht selber überfahren werden wollten, fuhren sie dann schon mal vor, und die Hundemama kam ganz schnell nach, um nach ihren verbliebenen beiden Babys zu schauen. Die sassen in ihrem Erdloch, brummten und bellten wie die Grossen und kamen nicht zum Vorschein. Als dann die Mama auftauchte, umkreiste sie ganz nervös den Ort des Geschehens, und kam dabei ganz nah an die beiden Menschen heran, aber traute sich nicht, sich anfassen zu lassen. Schliesslich wurde sie so gemein eingekreist, dass sie sich unter einen grossen Stein setzte und hoffte, dass der die Menschen beeindrucken und vertreiben würde. Aber das funktionierte nicht, und einer der Menschen holte eine lange Metallstange hervor, fummelte damit herum, und plötzlich fühlte die Hundemama, wie sich etwas ganz eng um ihren Hals zuzog, und sie fand sich gefangen in einer Schlinge, die am Ende dieses Metallstabes hing. Nun hatte sie natürlich eine fürchterliche Angst und wollte entwischen, aber die Schlinge war so fest, dass sie es einfach nicht schaffte. Da kam auch schon der andere Mensch mit einer Plastikkiste an, und die Hundemama wurde mit der Metallstange dort hineingedrückt, dann war wie durch ein Wunder plötzlich die Schlinge weg, aber dafür die Tür zu... Und so sass die Hundemama nun ganz unglücklich in der Kiste und musste mit ansehen, wie die beiden Menschen um das Loch herumkletterten und versuchten, die beiden Babys herauszulocken, doch die beiden hatten zu viel Angst und bewegten sich nicht. So nahmen die beiden am Ende dann nur die Mama mit, die laut weinend ihren Kindern hinterher rief, als sie ins Auto geladen wurde...

Am Montag kamen dann schliesslich gleich vier Tierheim-Leute auf einmal, aber das war den Hundekintern eindeutig zu viel, und wieder blieben sie stur in ihrem Loch sitzen, bis alle weg waren. Doch die Tierheim-Leute gaben nicht auf. Am Nachmittag kamen zwei von ihnen, die Jenny und die Melina (das bin ich), noch mal wieder, und mit viiiiiel Hundefutter und ganz viel Warten waren die Beiden endlich aus ihrem Loch zu locken, und die Jenny konnte sich einen schnappen. Das war ein kleiner Rüde, ganz verschüchtert und ängstlich, und den haben wir dann Parchis genannt. Nun blieb nur noch ein kleines Hundebaby übrig, dass nach diesem Erlebnis natürlich erst recht in seinem Versteck blieb. So schleppten die Jenny und die Melina eine schrecklich schwere und sperrige Katzenfalle runter zu dem Loch, wo sie ganz viel Hundefutter reinlegten, und hofften dass der kleine Hund auf den Trick hereinfiel, aber Pustekuchen. Die Melina hat die verdammt schwere und sperrige Falle dann abends wieder hoch geschleppt und mitgenommen, damit sie über Nacht nicht verschwindet.

Am nächsten Morgen kam die Melina dann alleine wieder an die Stelle, schleppte die verdammte Falle wieder herunter und legte sich dabei fast aufs Gesicht, weil am Boden ganz viele dünne Wurzeln wachsen, über die man super fallen kann. Von 9 bis halb 2 sass die Melina dumm vor dem Loch rum, machte Kreuzworträtsel, lag in der Sonne, machte Schmatzgeräusche, schmiss Futter vor das Loch, begutachtete die Steinbrocken und genoss die Aussicht auf den schönen Stausee. Dann fuhr sie schnell nach Hause, ass was und fuhr sofort wieder zurück, da war das Hundebaby aber immer noch nicht in der Falle, sondern immer noch in dem doofen Loch. Als sie noch mal eine Stunde vor dem Loch rumgehockt hatte, wurde der Melina das dann zu blöd und sie fing an, ganz viele grosse Steine wegzuräumen, und hoffte ganz doll, dass sie damit keinen Erdrutsch verursachte. Nachdem sie sich fast die Finger kaputtgehauen hatte, war das Loch dann schon viel grösser, aber so richtig reingreifen konnte man immer noch nicht. Noch ein bisschen Hundefutter vor den Eingang, und wieder warten... Nach fast einer Stunde kam dann endlich eine kleine zitternde Hundeschnauze zum Vorschein, das Hundebaby hatte so viel Hunger, dass es dem leckeren Geruch der Geschmacksverstärker im Chappi einfach nicht widerstehen konnte, und es kam gaaaaanz langsam und vorsichtig endlich aus dem Loch heraus. Als es so weit draussen war, dass es an den allerhintersten Brocken dran kam, dachte sich die Melina "Jetzt oder nie!", und grabschte von oben in das Loch und erwischte dabei das Hundekind am Kragen. Vor lauter Schreck gab das Baby einen lauten Schrei ab und liess sogar einen Köttel fallen, aber das war jetzt alles egal. Die Melina war so froh und glücklich, dass sie nicht mehr doof vor dem Loch hocken musste, dass sie ganz doll mit dem Hundebaby kuschelte und es in ihre Jacke packte. Sie kletterte den Weg zum Auto hoch, setzte das Hundebaby hinein und kletterte wieder runter, um die Sch***-Falle zu holen, die einfach nur unnütz gewesen war. Dann setzte sie sich ins Auto und hatte den Schlüssel schon im Schloss, als ihr einfiel dass sie ihre Tasche unten vergessen hatte. Also noch mal runter und Tasche holen, und wieder rauf. Einem Kreislaufkollaps nahe rief die Melina dann noch schnell den Jordi an, der sich ganz ganz doll über die frohe Nachricht freute, und fuhr dann mit dem Hundebaby in der Jacke zum Tierheim, wo die Grossfamilie dann endlich wieder komplett vereint war.
Und am Abend dieses Tages hat die Melina dann auch noch diese Mail an ihre Freundin Steffi in Deutschland geschrieben:

JAAAAAAAAAA!!!! JAJAJAJAJAJAJAJA!!!!!!!!!!!!!

Hab ihn! HAAAB IIIHN!!! Eher gesagt sie, ist nämlich ein Mädel :-)

Nach 7 Stunden warten wurde mir das denn zu doof, und ich hab angefangen, gefährlicherweise die ganzen Steinbrocken abzutragen, hab mir 1000 Mal fast die Finger abgehauen, war danach nassgeschwitzt, aber das Loch war grösser. Dann Futter vors Loch geschmissen und noch ne Stunde gewartet, da kam der Wutz doch tatsächlich raus, und dank meiner Bergmannsarbeit kam ich dieses Mal besser dran. Und schwupps, hatt ich ihn. Aber MANN, was ein Aufwand für EINEN kleinen Scheisser!!!

Die Mama hat vor Freude geheult (wirklich!), als ich ihr die Kleine brachte, und ich gleich ein bisschen mit :-)

Puh, bin müde vom 7-Stunden-doof-vorm-Loch-hocken, aber auch vom 3-Mal-sinnloserweise-die-Katzenfalle-rauf-und-runterschleppen und vom 15-Tonnen-Steinbrocken-abtragen. Ganz zu schweigen von den 11 Parvo-Impfungen, die ich den Babys reingehauen habe, und den 10 Impfungen, die sonst noch so anstanden. Durfte ich alle machen, so ganz nach dem Motto: Wer den ganzen Tag doof vorm Loch hockt und um 5 erst zum arbeiten kommt, der kann dann auch richtig was tun... SNAP!!!

So, wir essen jetzt zu abend, und dann BETT!!! Selten so drauf gefreut!!!

Bis denne,

Melina, mit kaputten Fingern aber ganz ganz happy über den "Fang"


So, wer es bis hier durchgehalten hat, GLÜCKWUNSCH, DANKE, und ein Foto habt ihr verdient: